Das Männerbild der 50er und 60er Jahre im Spiegel zeitgenössischer Printmedien
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"Mann und Welt" |
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„Mit der vorliegenden ersten Nummer der Zeitschrift stellen wir unseren Lesern ein Blatt für den Herrn vor, das sich ganz mit seiner Welt, mit seinen Interessen und Liebhabereien beschäftigen wird. Ein Duft von Tabak und altem Cognac soll seinen Inhalt durchziehen, der sich – fern von allem Snobismus – durch seine heiter philosophische Form an den anspruchsvollen Mann wendet“, gelobt der im Rahmen eines Begrüßungsartikels formulierte Selbstanspruch des im Oktober 1950 erstmals erscheinenden Magazins „Er – Die Zeitschrift für den Herrn“. Bereits der allererste Eindruck in Form des überaus ansprechenden Titelbildes der Ausgabe Nr.1 erregt die wohlgefällige Aufmerksamkeit des Betrachters. Verantwortlich für dessen Gestaltung ist mit dem Grafiker Kurt Glombig ein bewährter Könner seines Fachs, der sich bereits durch den Entwurf von Filmplakaten einen Namen gemacht hatte und ebenfalls in der Werbung erfolgreich war. Zeichnerisch in Szene gesetzt hat er diesmal die offenbar zufällige Straßenbegegnung einer elegant im Stil der Zeit gekleideten Dame und eines höflich seinen Hut zum Gruße hebenden Mannes. Obwohl von letzterem lediglich eine Hand sowie ein Teil des Unterarms zu sehen sind, genügt dies, um nach einem Blick in die Modeseiten der ersten Er-Ausgaben feststellen zu können, dass der dazugehörige Herr sich modisch voll auf der Höhe der Herbst-Trends des Jahres 1950 befindet.
Als unverzichtbar erweist sich zunächst einmal die korrekte Kopfbedeckung, denn „ohne Hut zu gehen ist zwar billig und bequem, aber ein Herr ohne Behauptung erscheint immer unangezogen.“ Auch bei der Auswahl des richtigen Huttyps liegt unser „Titelbildmann“ offensichtlich richtig, da „der prätentiöse Zylinder sich im Aussterben befindet und der Filz in allen Spielarten den Sieg davongetragen zu haben scheint. Der saloppe Stil des Herrn von 1950 verlangt geradezu nach ihm.“ Doch trotz neuer Lockerheit „wirkt der beste Hut nicht, wenn er falsch aufgesetzt ist. Der Kniff muss richtig sitzen, der Rand je nach dem Typ des Trägers heruntergeschlagen oder aufgestellt sein“, schließlich ist „ein flott aufgesetzter Hut nicht selten ausschlaggebend für die Gesamterscheinung.“ Desgleichen ist farblich alles, wie es sein soll. Zwar „hat ein Londoner Mode-Revolutionär Hüte in grellroten und kanariengelben Tönen propagiert, doch der gut angezogene Mann bevorzugt weiterhin gemäßigte Pastelltöne.“ Ebenfalls up to date ist der dezent gemusterte Stoff des Jackettärmels, der „die modische Tendenz zur ruhigen Harmonie in dieser Saison“ widerspiegelt und unter dem eine blütenweiße Hemdmanschette hervorblitzt, denn „Streifenmuster in jeder Variation – breite und schmale – haben wir uns ein wenig übergesehen.“ Abgerundet wird das Bild durch Handschuhe aus weichem Leder, die insbesondere „in der kühlen Jahreszeit als angenehm empfunden werden.“ Der wohlwollenden Blickerwiderung der entgegenkommenden Dame nach zu urteilen kann man darüber hinaus gewiss sein, dass dieser Mann zudem die Knopflochblume – bestens geeignet sind Nelken – nicht vergessen hat, die „auch dem seriösesten Mann einen liebenswürdigen Akzent verleiht.“
(Auszug aus: "ER - Die Zeitschrift für den Herrn", Text: Jörg Bohn / VG Wort Wissenschaft - Erstveröffentlichung im Sammlermagazin "TRÖDLER", Heft 2/2008)
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| | "Gut gekleidet, froh gestimmt", 1959 |
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Frühjahr / Sommer 1956
| | Herbst / Winter 1956/57
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"Modischer Stil" - "Informationen für Freunde feiner Masskleidung"
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Frühjahr / Sommer 1957
| | Herbst / Winter 1957/58
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"Übrigens...man geht nicht mehr ohne Hut!" - Gemeinschaftswerbung der deutschen Hutindustrie, 1955 |
"Es geht um Männlichkeit!"
"Ein Hut macht den Herrn. Ein Hut wirkt männlich. Besonders dem jungen Gesicht gibt der Hut mehr Reife. - Verrät Ihr Haar jedoch die >50<, macht Sie ein Hut um Jahre jünger (und eleganter). Der Mann mit modischem Hut erscheint korrekt, selbstsicher und vertrauenswürdig. Frauen sehen das deutlich, denn...Frauen sehen uns lieber mit Hut." - Gemeinschaftswerbung der deutschen Hutindustrie, 1958
"...übrigens: auch Paul Hubschmid trägt einen Amigo-Hut."
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"elegant sportlich chic" sind die Männer im Quelle-Katalog 1958 |
"Ein tüchtiger Mann
energisch und zielbewußt. Er gehört zu den Menschen, die nur ihre Arbeit kennen. Selten findet er Zeit für sich selbst. Sein Äußeres muß darunter leiden! Das ist, wenn man ihm gegenübersitzt, kaum zu sehen; lernt man ihn dagegen "von der anderen Seite" kennen, dann wird es augenscheinlich, daß er sich zu wenig pflegt. Denn..."
Denn "er hat Schuppen!"
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1958 : Echte Kerle... "Männer nehmen Pitralon"
| | "Männer, deren Beruf Nerven fordert, wissen, daß ihr Heim echte Entspannung geben muß." - Aus einem zeitgenössischen Möbelkatalog |
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"Echte Kerle" zum Dritten: "Ihn kann nichts erschüttern...Trotz Lärm und Unruhe der Umwelt gut ausgeschlafen sein und mit frischem Mut das Tageswerk beginnen, das ist so einfach..." - Werbung für "Continental Schaum-Matratze", 1955
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Weinbrandwerbung 1958 |
Bekannt, beliebt, begehrt - prominente Männer der 50er Jahre
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Max Schmeling, 1950
| | Gary Cooper, 1951
| | Hardy Krüger, 1952
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Dieter Borsche, 1952
| | Ivan Desny, 1954
| | Rudolf Prack, 1954
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Curd Jürgens, 1955
| | Hans Albers / Heinz Rühmann, 1955
| | Horst Buchholz, 1957
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James Dean, 1957
| | Elvis Presley, 1958
| | Bill Haley, 1958
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Peter Kraus, 1959
| | O.W. (Otto Wilhelm) Fscher, 1959
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"Er wünscht sich...
...was >ER< sich schon lange erträumt und auch dringend braucht: den sportlich-eleganten Westen-Sakko "Norfolk" aus 100% Shetland-Wolle. Ein prächtiges, wertvolles Stück, bequem fürs Heim, angenehm und praktisch. Mottenecht durch Eulan." (1958)
"Herr S. hat's immer eilig...
...denn hinter ihm steht die Uhr. Termine, Besuche, Kalkulationen - der Tag ist restlos ausgefüllt. Herr S. kann darum keine Zeit verschenken! Nein - auch nicht an einen Schnupfen, der Arbeitskraft und Lebensfreude schmälert. Selbstverständlich hat er "Tempo"-Taschentücher bei sich; denn - rechtzeitig benutzt - verhindern sie den lästigen Schnupfen." - Werbung für Tempo-Taschentücher, 1955
"Die männliche Note"
"Nicht wahr, seit die Männer wieder Pfeife rauchen, wirken sie viel überlegener - so männlich und ausgeglichen." - Werbung für "Brinkmann Tabak aus Bremen", 1956
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"Die männliche Note..." - Werbung mit Rudolf Fernau, 1955 - "Meine Pfeife ist der beste Ausgleich bei meiner Arbeit"
| | "Die männliche Note..." - Werbung mit Carl Raddatz, 1955 - "Meine Pfeife ist mein ständiger Begleiter" |
"Wehe den Gehetzten"
"Sie wissen nicht, was sie tun. Ständig in Hast und Eile, getrieben von einer unsichtbaren Macht, immer auf vollen Touren, einerseites um den Anschluß zu halten, andererseits immer dabei zu sein, nichts zu versäumen, ohne abzuschalten. Wehe dem Gehetzten." - Werbung für ein Medikament zur Beruhigung der Nerven, 1958
"Zweimal Herr X...
aber warum so verschieden? - Wollen Sie ein müdes, lustloses Leben führen oder wollen Sie mit dem Schlüssel der 12 manan-Vitamine die Tür zu einem neuen Leben aufschließen?" - Werbung für "manan-Dragees", die "drohenden Abbau in Aufbau verwandeln" können. (1957)
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Haarausfall - offensichtlich DAS Männertrauma heute wie damals...- "Und Sie? Wie steht es mit Ihrem Haarwuchs?" - Vom ausführenden Zeichner sehenswert dramatisch im Stil der Zeit in Szene gesetzte Werbung für "Neo-Silvikrin, die biologische Haarnahrung" (1958)
| | Wer jedoch genügend Haare besitzt, hat die Qual der Wahl der richtigen Frisiercreme - "fit - und Ihr Haar sitzt ohne zu fetten, ohne zu kleben" (1957)
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"Wenn Sie stets gepflegt aussehen, erwecken Sie überall Sympathie. Brisk gibt Ihrer Frisur einen natürlichen und lockeren Sitz, ohne zu fetten oder zu kleben. Mit Fett oder Leitungswasser erreichen Sie das nicht."
| | "Ein Mann. der weit herumgekommen ist, kennt das Leben. Er legt wert auf sein Äusseres. Ein Mann wie er beginnt gleich morgens mit etwas Wichtigem. Er nimmt Brisk. So kann er sicher sein, tadellos auszusehen, den ganzen Tag lang." - "Brisk-frisiert machen Sie den besten Eindruck."
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"Auf den ersten Blick sympathisch - so wirken Sie mit fit frisiert..." - "fit-frisiert - das imponiert!"
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"Auch Männer wollen gut frisiert sein", 1958 | | "Mit Kaloderma rasiert sich's gut", 1957
| | 1958
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"Man spricht über jene Männer"
"Erfolgreiche Männer erregen immer das Interesse der Umwelt. Sie legen mit Recht viel Wert auf das gute Aussehen - auf eine gepflegte Haut." - Werbung für "die Seife Fa" - "eine Feinseife neuen Stils", 1956
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Ab 1955 tragen bundesdeutsche Männer auch wieder Soldaten-Uniformen. - Oben: "Die ersten Schritte" - "Eine Illustrierte über den Aufbau der Bundeswehr" (1956)
| | "Freiwillige legen den Grundstein für die Bundeswehr. Sie haben in Heer, Luftwaffe und Marine verkürzte Ausbildungszeiten und günstige Aufstiegsmöglichkeiten." - Zeitschriftenanzeige, 1956
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3 x Herrenunterwäsche im Jahr 1958:
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"Jockey - feeling ist das Plus an Lebensfreude, das imponierende Gefühl überlegener Sicherheit - bedingt durch straffen Sitz und echten "masculine comfort"" | | "Benger Ribana Herren - Unterwäsche - die Herrenwäsche unserer Zeit" - "scheuerfester, besser denn je!"
| | Benger Ribana Herrenwäsche - "Gutes noch verbessert"
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"Wer mitten im Leben steht...
trägt Jockey die Herrenwäsche.
Sie gibt vollendet Sicherheit - Elan - Bequemlichkeit (1954)
"Ein kühler Rechner -
er weiß seinen Vorteil zu wahren und entschied sich für den Opel Rekord." (1958)
"Eine klare Sache...
ist für mich als Ingenieur der Autokauf. Bei mir zählen nur handfeste Tatsachen, die ich jederzeit nachprüfen kann. Wohlüberlegt ist daher meine Entscheidung für den Lloyd Alexander" (1957)
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"...immer mit der Ruhe und 'ner guten Zigarre", 1950
| | "Ohne Krawatte ist der Mann die Hälfte wert!", 1950
| | Friscodent - "Das Mundschaumbad mit der 4711-Frische", 1953
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| | "Der Mann von Erfolg nimmt Kaloderma", 1957 |
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